Der Canaima Nationalpark im Südosten von Venezuela ist einer der faszinierendsten Nationalparks der Erde. Durch die weitgehende klimatische Isolation konnte sich hier eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt entwickeln, die nirgendwo sonst zu finden ist. Mit dem Salto Ángel, dem Salto Kukenam und dem Salto Sapo gibt es hier zudem einige der höchsten Wasserfälle der Welt.
In der Gran Sabana, im Südosten des Landes im Bundesstaat Bolívar in Südamerika gelegen, findet sich der Canaima Nationalpark in Venezuela, der mit rund 30.000 Quadratkilometern einer der größten Parks seiner Art ist. Das zerklüftete Hochland ist vor allem durch seine mächtigen Tafelberge gekennzeichnet. Die aus Sandstein bestehenden Berge wurden über Jahrmillionen von Witterungseinflüssen und Erosion geprägt und bilden heute ganz besondere Felsformationen. Der Begriff "Canaima" bedeutet in der Sprache der Ureinwohner "furchterregende Gottheit" und zeigt, dass Menschen durchaus Respekt und sogar Furcht vor dieser imposanten Kulisse empfinden können. Hierdurch jedoch konnte sich die Natur weitgehend ohne den Eingriff der Menschen entwickeln, was die Entstehung einer einzigartigen Flora und Fauna begünstigte. Vor allem auf den Hochplateaus findet man heute verschiedene endemische Arten, die aufgrund der besonderen klimatischen Verhältnisse nur hier existieren. Aufgrund dieser Besonderheiten wurde das Gebiet in Südamerika bereits 1962 zum Nationalpark erklärt. 1994 wurde das Gebiet dann von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt, um die Schönheit und Einzigartigkeit auch für die Nachwelt zu sichern.
Neben der einzigartigen Natur finden sich im Canaima Nationalpark in Venezuela im Bundesstaat Bolívar auch einige der höchsten Wasserfälle der Welt. Hierzu gehört der Salto Àngel, der auch als Angelfall bezeichnet wird. Er wurde benannt nach dem US-amerikanischen Buschpiloten Jimmie Angel, der den Wasserfall im Jahre 1933 wieder entdeckte. Der Erstentdecker Ernesto Sanchez la Cruz, der den Wasserfall bereits 1910 entdeckte, wurde bei der Namensgebung hingegen nicht berücksichtigt. Der Angelfall hat eine Fallhöhe von 979 Metern und ist damit der höchste frei fallende Wasserfall der Welt. Er stürzt vom Vorsprung eines der Tafelberge in die Tiefe, wobei das Wasser vor allem in der Trockenzeit etwa auf halber Höhe in einen feinen Sprühnebel übergeht. In den Regenmonaten hingegen bildet sich eine vielarmige Kaskade, die schließlich in die Lagune mündet. Dort lädt das durch den hohen Mineralienanteil rot schimmernde Wasser zu einem Bad ein.
Der Wasserfall mitten im Urwald gehört heute zu den größten Touristenattraktionen des Landes. Allerdings ist der Wasserfall nicht einfach per Boot oder Auto zu erreichen. Vielmehr erwartet Besucher eine einzigartige Tour durch den Nationalpark, die schon fast einer Expedition gleicht. Zu Beginn wartet ein Flug mit einer kleinen Maschine, die in Canaima landet. Im Nationalpark selbst geht es dann nur noch mit Einbäumen weiter, was gerade in den Trockenmonaten auch recht schwierig werden kann. Da der Nationalpark auch Gefahren beinhaltet, sollte niemand hier allein unterwegs sein. Es werden geführte Touren angeboten, die von Pemon Indianern geleitet werden, die die Gegend wie ihre Westentasche kennen. Mit ihnen an der Seite kann man sich ohne Gefahr in Ruhe der Schönheit der Natur in einem der faszinierendsten Nationalparks der Erde hingeben und einen ganz sicher unvergesslichen Ausflug erleben.